ameisen im kirschblütenhaufen

schreiben als antwort aufs schweigen

Tag: Notizen

zu_stimmen

ein vogel
besingt im hof
das neue jahr
es ist dunkel noch
mitten in der nacht
singt der vogel froh
sein lied
ungestört
besingt er
das glückliche
in unsere träume
und wir lächeln
im schlaf

© mp

hallo ihr lieben, ich wünsche euch ein gutes neues jahr! es kam so schnell, nicht? jetzt ist es da. und kann es kaum erwarten, dich zu sehen und zu erleben! mit dir zu lachen und die vielfalt des lebens zu feiern. happy new year! ich wünsche euch das beste! viele liebe grüße aus berlin, m.

silvester 2023

die ersten böller sind schon zu hören. ich habe heute schon zwei lange telefonate mit zwei wunderbaren menschen geführt. es geht mir gut, ich weiß noch nicht, ob ich heute abend feiere, bzw. wie ich den jahreswechsel feiere. ob zuhause oder unterwegs. in lockerer absprache bin ich verblieben mit jemandem, d.h. uns zu melden, wenn wir wissen was und ob. für mich fühlt sich das stimmig an. sehr sogar. ich muss auch nicht weggehen. zuhause feiern ist auch schön. ich hab hier alles, was ich brauche.

es war ein starkes und intensives jahr für mich, es gab reichlich bewegungen, zahlreiche erschütterungen, viele gute, angenehme, auch ein paar unangenehme erfahrungen. was ich als großes glück erlebt habe und erlebe, dass mein blick auf die dinge sich durch all das verändert hat: ich habe mich mehr und mehr geöffnet. mich eingelassen. viel getraut. vertraut. schwellen zu überschreiten gewagt. den blick darauf gehabt: was kann ich aus dieser situation lernen und nur aus genau dieser situation? und ich habe viele antworten gefunden. und trotz aller holprigkeiten und tiefs und hochs fühle ich mich stark und gestärkt wie nie zuvor. es geht mir gut. ich fühle mich wohl, was nicht heißt, dass es nichts zu bearbeiten, zu bedenken oder bedanken gibt.

euch möchte ich danken, dass ihr hier lest, mitschreibt, mit denkt. manche menschen haben dies, so scheint es mir, leider aufgegeben. vielleicht war und ist es die viel verbreitete angst, die kontinuierlichen horrormeldungen machen trauma und müde. aber das muss nicht so bleiben. abstand gewinnen, fokus verlagern. überlegen, wem und was man sich aussetzt und wer vertrauenswürdig ist. das ist fühlbar! was tut gut, was tut nicht gut? welchen gewinn zieht man aus dieser oder jener information? und braucht man diese information überhaupt? ich schaue keine nachrichten mehr, ich höre nachrichten im radio, oder ich lese und informiere mich gezielt, wenn mich etwas interessiert.

ich bin trotz allem zuversichtlich. denn ich merke, dass gespräche wieder sehr viel möglicher geworden sind. dass man wieder zueinander findet, miteinander spricht. bereit ist, den anderen anzuhören, den versuch macht einander zu verstehen. ich habe vor ein paar tagen ein zitat gelesen, welches mir gut gefallen hat: verstehen ermöglicht/erlaubt verzeihen. ich weiß gerade nicht von wem das war. aber ja, so können wir wieder zueinander finden. und trennendes überwinden.

in diesem sinne wünsche ich euch einen angenehmen jahreswechsel. dass ihr euch wohl fühlt, in eurer haut, mit ausgewogenheit, und mit anderen menschen auch. gebt nicht auf, auch wenn manches sich schwer anfühlt. bleibt achtsam, lest gedichte, bewegt euch und hört gute musik.

nun bleibt mir nur noch zu sagen: fühlt euch umarmt, kommt gut ins neue jahr. habt es gut und: wir lesen uns wieder! ❤ alles liebe, eure wolkenbeobachterin

musik!

heute: letzter arbeitstag für dieses jahr für mich. vorher noch ein arzttermin im angrenzenden stadtteil, da fahre ich gleich mit dem rad hin, denn auch heute scheint die sonne hoffnungsfroh durchs fenster. ich freue mich schon auf ein paar freie tage, auf meine rückschau aufs jahr, es war ein bewegendes jahr, in dem viel passiert ist, auch bei und in mir. ich habe so viel gelernt und geschafft, ich habe genauso viel getragen und erlitten auch, so wie sich das leben kontinuierlich bewegt, so bewege ich mich mit. alles entwickelt sich. jetzt trinke ich meinen frisch gekochten kaffee, eine miezekatz liegt gleich rechts neben meiner hand am laptop, die andere klettert gerade die pflanze hoch, aus der ich sie gestern abend schon 15 mal herausgepickt habe. (ooooh, da muss ich schnell hin), und die dritte liegt entspannt vor dem fenster und ruht sich aus. habt einen schönen tag!
liebe grüße aus berlin.

p.s.: jetzt hab ich sie schon wieder drei mal da herausgepflückt aus dem gummibaum, den sie so gerne hochklettern und von dem sie alle blätter ablösen möchte. eins liegt auf dem boden. gerade springt die kleine miez auf den schrank. es bleibt alles in bewegung, spannend und schön. 🙂

musik!

Dezembergedanken 2023

01.) Musik transportiert Worte, und berührt Gefühle. Mögen wir sie deshalb?
02.) Es gibt viele Etagen an Wahrheit und Bewusstsein im Geiste, im Körper. Und sie alle haben ihre Sprache. Und ihr Schweigen.
03.) Es gibt etwas im Menschen, das nicht (mit-)teilbar ist mit anderen. Dies kann als Last empfunden werden, oder als Geschenk. (Oder irgendwas dazwischen).
04.) Jeder hat etwas, aus dem er Kraft und Trost zieht.
05.) Verbindung entsteht oder vergeht manchmal innerhalb von Sekunden.
06.) Das, was wir uns so überlegen und ausdenken und das, was geschieht, ohne unser Zutun, ohne unser Denken. Und wie beides die Nähe des anderen sucht, um sich zu verbinden zu etwas Neuem, Realem. (Bewusstsein).
07.) Gar nicht so leicht manchmal – hinschauen und erkennen, was ist. Innen und außen.
08.) Alles ist Antwort. (und Frage zugleich).
09.) Wir sind die Frage, die und der wir uns stellen müssen, sollen, dürfen, können (wenn wir können).
10.) Manche sind dauernd auf der Flucht.
11.) Es gibt Worte, die abgenutzt und ausgenutzt sind. und doch immer wieder Verwendung finden. Vielleicht braucht es ein paar Neuschöpfungen.
12.) Manchmal erscheint es mir wie ein Wunder, wenn wir einander verstehen.
13.) Menschlichkeit, das hohe Gut. Manche wissen nicht, dass sie es nicht leben, obwohl sie gut von sich denken.
14.) Man darf alles hinterfragen, auch sich selbst.
15.) Was ist es, was uns Menschen voneinander trennt? Und warum lassen wir das zu?
16.) Wie viele Menschen passen in ein Leben?
17.) Wie gut funktioniert bei Dir die Intuition und folgst Du ihr?
18.) Wie viel Schmerz in einem Leben ist „normal“ und gehört dazu?
19.) Wird jede Erfahrung als Möglichkeit zur einzigartigen Erkenntnis angenommen, verliert sich die Angst.
20.) Der Kopf ist nur die halbe Wahrheit. Oder mehr? Oder weniger? Aber immerhin.

© mp

aufgewacht

ich hatte vergessen, wie das ist. und realisiert, als es geschah, habe ich es auch nicht. erwartet irgendwie, ja, weil so besprochen. aber dann doch nicht wirklich mitbekommen, den übergang nicht, den wechsel auf eine andere ebene, weil nichts gesagt, nur getan, nicht von mir. plötzlich: weg. ich. und dann: wieder da. dazwischen: sachtes abtauchen, weggleiten. das letzte was ich hörte war eine frage, auf die ich antwortete. dann stille. und dort, wo ich dann innerlich war, fühlte es sich an wie zuhause. vertraut. ruhig. ein schöner schlaf. erholsam, traumlos. dann aufgewacht durch geräusche, die ich nicht kannte. augen auf. sofort gewusst: ich bin nicht zuhause. geschlafen hatte ich auch nicht, jedenfalls nicht direkt geschlafen. narkotisiert war ich. und der arzt sagte: alles gut. mit dem taxi fuhr ich heim.

tagebuchnotizen, 30.11.23

© mp

herbstliches

das herbstliche hat einzug gehalten. die bäume entblättern sich mehr und mehr, andere wechseln noch ihre farbe von grün zu gelb zu braun, bis die blätter schließlich loslassen. es ist nicht kalt, die temperaturen sind immer noch so, dass spaziergänge angenehm sind, heute sind es 15 grad. die straßen sind noch bevölkert vom trubel der bewegungen, es ist schön draußen zu sein. in zwei monaten schon ist weihnachten denkt der kopf manchmal, und zwei monate sind nicht viel. das jahr ist weit fortgeschritten, es war und ist immer noch ein lautes jahr. vielleicht liegt es auch daran, dass die gespräche leiser und seltener geworden sind, doch wenn sie stattfinden, sind sie intensiv und tief und es ist spürbar, dass man einander verstehen und zuhören will, ohne zu urteilen. wie gut das tut und wie wichtig und stärkend das miteinander doch ist, wenn es so ist. die uhr ist seit letzter nacht auf winterzeit umgestellt, es wird früher dunkel. die beete in den gärten sind weitgehend abgeerntet, manches saatgut wartet noch darauf aufzugehen, wie feldsalat, rotkohl, rosenkohl und auch radieschen. es ist schön, mit der natur zu gehen, zu sehen, was sie wann schenkt, was sie wann verabschiedet, was wann wie wo wächst und wann daraus neues entsteht. ein garten lehrt viel und verbindet den menschen mit der natur, auch der eigenen. die arbeit nährt die seele und aus dem gewachsenen etwas zuzubereiten und zu essen ist eine schmackhafte freude. es ist schon herbstlich und der herbst kommt dennoch gleichzeitig so langsam, dass man diesem übergang leicht und gut folgen kann. es ist wieder mehr zeit für behaglichkeit, mehr zeit für dinge daheim.

© mp

(tagebuchnotizen, 29.10.2023)

Hilfe von Berlinern für die Ukraine

Liebe Berliner, ich habe gerade gelesen, dass es verschiedene Sammelstellen gibt um die Menschen in der Ukraine und an den Grenzen zu unterstützen. Dazu werden verschiedene Dinge angefragt, die zu Sammelstellen gebracht werden können. Von dort aus fahren LKW zu den Grenzen zu Polen und/oder Ukraine.

Gesucht werden:

– Medikamente
– medizinische Materialien: Verbände, Schienen, Kochsalzlösung, Infusionsnadeln u.a.
– Hygieneartikel, Erste Hilfe-Kasten
– Kinderspielsachen
– Schmerzmittel
– Konservendosen
– warme/wärmende Kleidung in Größe M und XXL
– Schlafsäcke
– Handyakkus (powerbanks)
– Camping-Gaskartuschen
– Camping-Kocher
– Taschenlampen

Sammelstelle 1: 27.02.22, 15 Uhr. Ring Center, Frankfurter Allee
Sammelstelle 2: 27.02.22, heute 18-24 Uhr, Space Medusa, Skalitzer Str. 80, Kreuzberg
Sammelstelle 3: 27.02.22, 10 – 18 Uhr, Pilecki Institut, Pariser Platz 4a, 10117 Berlin
(das Pilecki Institut bittet darum, dass man eine Liste erstellt mit den Dingen, die man bringt)

Ergänzung. Auch heute wird noch angenommen: (dort bitte nur Lebensmittel und Hygiene-Artikel)

Sammelstelle 4: 28.02.22, 09 – 16 Uhr, Ansbacher Straße 30, neben dem KaDeWe

Ergänzung 2: Sonntag, 06.03.22 Sammeln von Bekleidung für die Ukraine, RAW-Gelände/Friedrichshain.

beunruhigend

hallo ihr lieben,
im moment komme ich nur mit verzögerung dazu, auf eure kommentare zu antworten. das ist nichts gegen euch oder absicht, sondern es braucht einfach seine zeit.
ich bin über einige zustände, umstände und entwicklungen sehr besorgt und es schockiert mich so manches und hinterlässt mich auch sprachlos. manches mal wollte ich zu verschiedenen dingen schreiben, doch inmitten des satzes verließen mich die worte.
die (weltweit) kontinuierlich betriebene spaltung finde ich besorgniserregend und es schaudert mich jedes mal, wenn ich lese, wie menschen sich dem anschließen und über andere menschen abwertende und menschenverachtende dinge schreiben. es erschüttert mich, wie menschen sich anstecken lassen von unguten, hetzerischen und giftigen gedanken, diese weitertragen aus voller überzeugung und damit bewusst oder unbewusst die spaltung vorantreiben.
danke möchte ich euch sagen, dass ihr euch gedanken macht, eure gedanken und euer empfinden teilt. ich freue mich darüber, ich schaffe es einfach nur nicht, sofort allen zu antworten. (hier oder bei euch im blog). (und manchmal übersehe ich auch einen kommentar. auch das ist keine absicht. es werden nur immer eine bestimmte anzahl an kommentaren und likes angezeigt und manchmal „rutscht eine antwort durch.). aber nach und nach antworte ich und manchmal schaffe ich es sogar, sofort zu antworten. bitte nehmt es nicht persönlich, wenn es etwas dauert.
ich wünsche euch ein gutes wochenende. und bitte, werdet nicht hart wie steine. vergesst die menschlichkeit nicht.
liebe grüße aus berlin, m.

ich wünsche euch schöne feiertage

hallo ihr lieben, dieses jahr fällt alles etwas anders aus, so auch nur ein kurzer gruß von mir, bevor ich noch ein paar geschenke einpacke und dann zur arbeit fahre. ich wünsche euch angenehme feiertage und freie tage. und ein frohes fest. alles liebe, eure wolkenbeobachterin

umgekrempelt

kaum schreibe ich hier ein paar tage nicht, krempelt ihr alle die welt um. ihr macht ja sachen! draußen twittert der frühling und bekommt dieses jahr so viel aufmerksamkeit wie noch nie: es gibt weniger möglichkeiten auszugehen und sich abzulenken, aber spazieren, das geht noch und internet auch. es geht noch so viel! am wochenende plagten mich ängste, die mich zwei tage in schach hielten. irgendwann begriff ich: ich stehe unter schock. danach löste sich etwas in mir, ich entspannte und beschloss, mir und anderen zeit zu geben, sich anzupassen an die neuen umstände, und umzugehen mit den ängsten, die ausgelöst werden. versuchen: flexibel zu bleiben oder zu werden. mich selbst und andere beruhigen. akzeptieren, dass es etwas zeit braucht, mit allem den richtigen umgang zu finden. das wird. es ist wie mit jeder veränderung: am anfang löst sie unruhe und ängste aus, dann finden sich möglichkeiten und es wird ruhiger. es braucht zeit, eine neue sicht zu erlangen, lösungen zu entwickeln, auch und überhaupt die eigene wirksamkeit zu erkennen und selbstfürsorge zu betreiben und andere nicht zu übersehen. bei uns im hausflur hängt jetzt ein zettel mit telefonnummern und namen drauf. wenn jemand sich nicht selbst versorgen kann, kann man die nachbarn kontaktieren und um hilfe bitten. menschen ordern merchandisingartikel von künstlern, die im moment nicht auftreten können, lassen ihre tickets für veranstaltungen verfallen und wollen das geld dafür nicht zurück. der umgang miteinander, so erlebe ich es, ist insgesamt freundlich und liebevoll. ich sehe inzwischen viel gutes, viele möglichkeiten in dem, was gerade passiert. es ist ein richtiger schub, ein ordentlicher schub, der gerade weltweit geschieht. und wir alle sind dabei, schauen zu, machen mit, gestalten mit. jeder trägt etwas dazu bei. es wird nun viel neues entstehen, viel kreatives potential wird freigesetzt. ich mach mich gleich auf zur arbeit. ich habe frische erdbeeren geschnitten, mir einen salat zubereitet, zwei feine streifen käsekuchen gibt es auch und joghurt steht noch im kühlschrank bei der arbeit. meine bleistifte nehme ich mit, auch einen zeichenblock. es fehlt mir also quasi an nichts. bleibt gesund.

in der frühe

der frühe morgen beginnt, bevor der wecker an meinem traum rüttelt. im gewühl des bettes noch die reste des letzten tages. traurigkeit, die sich aus der nacht in den neuen tag rettet. es regnet, die welt wird gewaschen. die bäume beobachten das blinkende orangefarbene licht vom wagen der berliner stadtreinigung. am morgengrauen himmel die ersten frühlingsvögel. am schreibtisch der gescheiterte versuch eines gedichtes. auf dem kalender wird heute robert musil aus dem mann ohne eigenschaften zitiert, der die muskelkraft eines bürgers, der einen tag lang ruhig geht, als bedeutend und größer als die eines athleten beschreibt. die katze miaut, als sie ins zimmer kommt. es regnet immer noch. ein paar dunkle anoraks gehen mit gesenktem kapuzenkopf am fenster vorbei. dahinter ein radfahrer in gelber regenjacke. irgendwo hunde, die mit menschen spazieren gehen. dieser donnerstag fühlt sich an wie ein montag, doch es ist tatsächlich donnerstag. und es ist ende januar, der sich schon anfühlt wie frühling.

© mp

mal wieder aufs land

es ist mal wieder soweit – ich fahre aufs land. morgen schon. für ein paar tage kühe gucken, vielleicht gibt es auch etwas nebel, bauernhöfe, felder, schafe, weit gucken, landluft schnuppern. ich besuche die familie, seit langem mal wieder. raus aus der stadt, ich freue mich. bis bald, habt eine gute zeit. liebe grüße, eure wolkenbeobachterin.

Chronik einer unangekündigten Belagerung

Dienstag, 14 Uhr, Berlin. In Windeseile radle ich zur Arbeit und komme pünktlich an. Keine zwei Stunden später spüre ich: Da ist etwas. Im Anmarsch. In mir. Ich nieste. Die Nase lief. Schüttelfrost. Schwächegefühl. Kopf- und Gliederschmerzen. Irgendwas kroch unaufhaltsam durch meinen Körper. Um 16 Uhr hatte es mich bereits umzingelt und gänzlich eingenommen: Ich hatte kalte Hände, das Gefühl halb zu schlafen, halb anwesend zu sein und ein aufdringliches Pfeifen in den Ohren. Ich hörte nicht mehr auf zu niesen, mein Körper war Schmerzgebiet, der Kopf war auf Halbmast.
Ein Kollege fragte, ob er mir grünen Tee anbieten dürfe. „Könnte helfen. Schmeckt aber nicht jedem“, warnte er vor. „Gerne“, sagte ich und zehn Minuten später stand er mit dem dampfenden Tee in der Tür. Ich probierte. „Und?“, wollte er wissen. „Ich habe jetzt auch kein Geschmacksempfinden mehr“, sagte ich, „den nehm ich gern, danke“.
Irgendwie stand ich den Tag durch. Es ging mir bescheiden.
In der Nacht traf mich alles in potenzierter Form: Niesen, Schüttelfrost, kalte Hände, dröhnende Glieder-und Kopfschmerzen, laufende Nase. Hitze. Kälte.
Am nächsten Morgen meldete ich mich krank, schleppte mich zum Arzt und legte mich anschließend ins Bett.
Ich schlief ungefähr 22 Stunden. In den Wachzeiten: Katzen versorgen, zur Toilette, bei jeder Bewegung „Oh Gott“, sagen, wieder hinlegen und weiter schlafen.
Das ging den nächsten Tag so weiter. 17 Stunden geschlafen. Ich hatte jetzt auch noch Husten dazu bekommen.
Den Tag danach 14 Stunden.
Heute ist Freitag. Ich war draußen und bin spazieren gegangen an der frischen Luft. Im Supermarkt habe ich grünen Tee gekauft. Ich habe mich inzwischen auf 11 Stunden Tagesschlafpensum runtergeschlafen und bin so gut wie neu. Der Husten ist fast weg. Der Schüttelfrost hat aufgehört. Das Niesen auch. Der Kopf ist noch nicht ganz wieder da aber fast. Ich spüre langsam wieder Kraft im Körper. Nach vier Tagen geht es mir endlich wieder etwas besser.

© mp

Von der Sprache

Sprache sind nicht einfach nur Worte. Sprache ist Ausdruck, ist Mitteilen, ist Teilen. In den letzten Monaten ist mir die Sprache irgendwie abhanden gekommen. Nicht, dass ich das Schreiben oder Sprechen verlernt hätte, doch ich habe etwas verloren. Nicht die Worte waren es, es war eine Fähigkeit. Konnte nicht sagen, was ich meinte, trotz zahlreicher Versuche. Versuchte immer wieder, immer wieder, doch es war, als verberge sich die Sprache vor mir und dem, was ich mitzuteilen versuchte. Ich geriet in Schwierigkeiten, in innere Not. Aus der Vergangenheit wusste ich, dass ich mich nicht zwingen, nicht drängen darf, also ließ ich los, ruhte aus. Und versuchte wieder und wieder. Und scheiterte, wieder und wieder. Es wurde mir manches klar auch in diesem Scheitern. Obgleich manches klar war, fanden die Worte und das Unausgesprochene nicht zueinander. Ein Dilemma. Ein schmerzhaftes Dilemma, das ich nur kleinschrittig lösen konnte. Vielleicht ist manchmal Stillsein die Beste aller möglichen Antworten. Manches muss sich vielleicht erst Setzen, wie aufgewirbelter Sand auf dem Meeresgrund. Das Zeichnen hat im Moment das Schreiben eingeholt. Nun sitze ich bei geöffnetem Fenster und sehe draußen die Sonne. Vögel, die durch die Frühlingsluft fliegen. Den blauen Himmel. Keine Wolken. Alles strahlt, alles ist hell, ich will zuversichtlich sein. Die Worte und ich, wir werden wieder zueinander finden. Irgendwann wird sich die Türe wieder öffnen, auch zu den Bereichen, die sich noch nicht mit Worten verbinden können. Die verwundeten Stellen. Ich weiß, dass Worte Ungutes bewirken können, wie auch Gutes. Auch, dass das Schweigen Ungutes bewirken kann, wie auch Gutes. Es braucht alles Zeit. Zeit zum Reifen, Zeit zum Wachsen, Zeit zu verstehen, zu erkennen und das Erkannte umzusetzen. Ich will geduldig sein und hoffe, dass andere geduldig mit mir sind, die mein Schweigen, wie auch mein Sprechen berührt und bewegt. Auch diese Seite kenne ich, dem Schweigen ausgesetzt sein. Manchmal habe ich es persönlich genommen, war es manchmal vielleicht auch. Inzwischen weiß ich, dass aber auch der andere leidet, wenn er bewegt ist und sich nicht mitteilen kann.

© mp

let it flow

ich konnte nach dem zeichnen zwischen vier und sechs uhr heute morgen nicht mehr schlafen, habe mich aber noch etwas ausgeruht, geschlummert, bis gerade eben. und mir die freude bereitet aufzustehen bevor der wecker klingelt. die eine arbeit wartet, die andere ist getan. ich habe vier zeichnungen angefertigt, (fineliner und bleistift), habe eine angefangene vom montag fertig gestellt, mich danach drei mal an einem portrait eines schriftstellers versucht, das noch zu wenig ähnlichkeit mit dem original hat, mir dennoch gefällt. ich werde es weiter versuchen, aber nicht jetzt. jetzt wartet die andere arbeit, für die ich bezahlt werde. ich höre seit heute morgen kurz nach vier uhr schon ry x – ich könnte durchdrehen vor freude. was für ein sänger! diese musik berührt mich so sehr. tschicketschicketschicketschicke, herrlich! for so long, for so long, for so long. das malen hat etwas mit mir gemacht. alles hat etwas mit mir gemacht. ich habe mit allem etwas gemacht, aus allem etwas gemacht. ich bin glücklich. ich fühle mich erfüllt und glücklich. die lebensenergie fließt durch mich, ich kann es fühlen, es ist so stark, meine kraft ist wieder da, ich möchte dauernd juchzen und tanzen, sitze grinsend am schreibtisch, male mit den fingern, zeichne mit dem bleistift, mit dem fineliner, mit acrylfarbe, singe und tanze. mein letztes bild macht mich glücklich! es ist so schön geworden, ich kann es kaum glauben, was ich da geschaffen habe. jeden morgen, wenn ich die augen öffne und der blick auf das bild fällt, 90 cm x 90 cm ist es groß, spüre ich meine kraft und energie, ich bin so glücklich und möchte die ganze welt umarmen. for so long, for so long. wooooooooow, diese musik, diese musik ist so unfassbar schön. tschicketschicketschicketschicke. und jetzt mache ich mir und den katzen frühstück. und danach werde ich das musikstück bloggen. das müssen einfach alle hören und sich mitfreuen und mitsingen und tanzen! waaaaaaah, ich sprühe vor freude!

tagebuchnotizen, 21.11.2018

© mp