Be.kenntnisse.

„Jesus, hier ist Nina.“

Erinnert sich jemand an diese Frau? Sie hat vor einiger Zeit ein Buch geschrieben mit dem Titel „Bekenntnisse„. Es geht natürlich um Nina Hagen. Nina Hagen, die Kandidaten über’n Haufen gesoffen hat, die auf’m Bahnhof Zoo hungrig war und nichts wusste, von seinen Ufern. Sie war ein Hund, fühlte sich unbeschreiblich weiblich und wollte ein Fisch im Wasser sein. Sie lief’n Bahnsteig lang und wusste nicht, ob sie da wegfährt oder was. In ihrer Tasche klebte ein Bonbon und sie tanzte den African Reggae. Nina Hagen war heiß und wollte rangehn und das tat sie auch musikalisch: Wilde, punkige Musik mit ausgefallenen Texten und Takten. Jedenfalls in den 80ern. Mit einer Band, die ihren Namen trug und zwei Alben veröffentlichte: Nina Hagen Band. Wer ist diese Frau? Wer und was hat sie beeinflusst und geprägt? Das erzählt Nina Hagen selbst in ihrer Biographie, die auch die Geschichte ihrer spirituellen Entwicklung ist, die sich wie ein roter Faden durch ihr Leben und auch ihr Buch zieht. Nina Hagen ist Christin. Sie hat sich vor ein paar Jahren sogar taufen lassen. Es ist ihr ernst damit. Geboren wird sie 1955 in Ostberlin. Ihre Eltern trennen sich früh, sie bleibt bei der Mutter, obgleich sie sich dem Vater näher fühlt. Nina geht ihren Weg. Sie verliert sich, sie findet sich. Versucht Neuanfänge, flüchtet, liebt, fällt und steht wieder auf. Sie hat den Farbfilm vergessen und tingelt mit einer Schlager-Combo, sich deplaziert und unerfüllt fühlend, durchs Land. 1976 nimmt Nina den Rausschmiss Wolf Biermanns aus der DDR zum endgültigen Anlass, sich ebenfalls ausweisen zu lassen. Sie geht mit dem Freund der Mutter in den Westen und beginnt dort peu á peu ihre Musikerkarriere. Sie reist nach London, Amsterdam, Indien, Amerika, begegnet Hermann Brood und vielen anderen Musikerkollegen.

Wer sich auf diese Biographie einlässt, bekommt einige Bibeltexte zu lesen, mit denen „Bekenntnisse“ durchgängig durchwoben ist. Man erhält Einblick in das ungewöhnliche Leben der zweifachen Mutter und Godmother of Punk Nina Hagen, – auf der Suche nach Liebe und Sinn. Hier wird authentisch und humorvoll ein Leben erzählt, über Drogenabsturz, menschliche Verluste, Flucht und Enttäuschung, aber auch das weiche Landen und Finden im christilichen Glauben, der ihr bis heute Mission und Halt ist. Das Buch enthält zahlreiche Fotos und eine übersichtliche Gestaltung in 16 Kapitel, an deren Ende noch ein Nachwort aus dem Himmel folgt. Die beschriebene Zeitspanne: Bis etwa 2006. Literarisch hochwertig ist es nicht, aber das wird vermutlich auch niemand erwarten. Dennoch: Mir hat’s gefallen.

 

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