ameisen im kirschblütenhaufen

schreiben als antwort aufs schweigen

Tag: Lernen

Über die Kunst

„Die meisten Kunstwerke sind autobiographische Bekenntnisse“. (Boris Cyrulnik)

Dieses Zitat habe ich aus einem Interview mit dem Psychiater, Neurologen, Psychoanalytiker und Mensch Boris Cyrulnik, der in diesem Gespräch über Resilienz, Traumata und Bewältigung spricht. Er erwähnt, wie wichtig es ist, dass z.B. Kinder schon lernen, künstlerisch tätig zu sein, um so Erlebnisse, die (noch) keine Worte haben, eine Form finden und sich so zeigen können. So könne man in den Austausch darüber treten oder einfach die Existenz dessen akzeptieren, was direkt oder indirekt kommuniziert wird. Im Interview gehen beide der Frage nach, wie es möglich ist, dass die einen an traumatischen Erlebnissen scheitern und andere daraus erwachsen. Was es braucht, was hilfreich ist, was die Familie tun kann, was der Staat, die Schule.
Wer sich für das Interview interessiert, kann es sich gern anhören. Es dauert etwa eine Stunde und wird in gut verständlicher Sprache geführt. Es ist im Original auf katalanisch, aber es gibt die Möglichkeit, sich das in deutscher Sprache automatisch übersetzen zu lassen, was ich gestern gemacht habe. Ich habe die Voreinstellung vorgenommen, weiß aber nicht, ob das automatisch übernommen wird für Euch. Ansonsten auf das Rädchen klicken, dann „automatisch übersetzen“ und dann „deutsch“ anklicken. Es ist alles nachvollziehbar und gut zu verstehen. Hier also das Video für alle, die mehr zum Thema wissen wollen als das obige Zitat.

 

esel und huhn


© mp

für mich ist es immer wieder interessant, mit unterschiedlichen materialien zu arbeiten. kürzlich habe ich, inspiriert durch die farbstiftzeichnungen von ines, mir auch farbstifte von faber castell gekauft. „polychromos“ heißt diese serie, eine box mit 24 stiften. tatsächlich ist es so, dass man mit jedem medium neu den umgang lernen muss. so gilt es hier jetzt zu lernen, wie man die farben verwendet und setzt, wie viel farbe auch gebraucht wird, wie man sie mischt und wieviel druck auf den stift ausgeübt wird oder nicht. das klingt vielleicht einfach, ist es aber für mich erstmal nicht. ich muss und möchte das üben, ausprobieren und wiederholen, so wie mit den anderen materialien auch.
das folgende huhn hatte ich zuerst mit bleistift gezeichnet und dann coloriert. zwar gefällt es mir noch, doch die farbgebung ist hier zu dicht und man kann hell-und dunkelbereiche nicht so gut unterscheiden, was dazu führt, dass das huhn an plastizität verliert, bzw. diese nicht mehr so genau erkennbar ist. vielleicht kann ich es noch mal nachbearbeiten oder lasse es so, um meine entwicklung gut sehen zu können.


© mp

wie dem auch sei – es macht mir spaß und ich übe mich weiter daran und darin. auch über fehler kann man lernen und im anwenden merkt man doch am besten, wie sich was verhält und was man noch üben oder vernachlässigen kann.

Take care

Don’t make me repeat myself. (History)

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lessons

diesen vortrag habe ich mir gerade angehört und möchte ihn euch empfehlen zu hören. der ton ist an manchen stellen nicht so gut, aber das macht nichts. der vortragende spielt in diesem video eine cd ab, dessen inhalt ich für wesentlich halte. er beginnt bei ungefähr 2 minuten und 40 sekunden und endet bei 8 minuten. die worte des sprechenden auf der cd sind untertitelt. alles ist auf englisch. es ist eine mitreißende, berührende und lehrreiche geschichte. auch das, was der vortragende davor und danach sagt, ist interessant. hervorheben möchte ich dennoch die erwähnte geschichte von der cd, falls jemand nicht die zeit hat oder sich nehmen möchte, den ganzen vortrag anzuhören. (lohnt sich aber). eine geschichte, die sich nicht nur auf die kunst übertragen lässt, gerade deshalb möchte ich sie euch empfehlen. viel spaß beim hören.

ein gedicht ist arbeit

ein gedicht ist arbeit. mehr oder weniger. arbeit ist es immer, ist die frage, was es kostet. also außer zeit. herzblut vielleicht. sich in etwas vertiefen, das innerlich oder äußerlich ist. es ist immer etwas, das etwas erfordert. dazu gehört nicht nur das sich-hinsetzen, es gehört dazu auch das aufstehen, innen. dies zu beschließen reicht aber noch nicht, man muss noch etwas mehr aufwand betreiben. so wie der sportler sich vorher dehnt und streckt, verhält es sich auch beim dichten. manchmal muss man erst mal die worte locker machen, oder ein thema. weil es vielleicht noch keines gibt. oder eines, das noch nicht greifbar ist. oder gerade nicht sein soll und stattdessen sucht man ein anderes. oder, indem man einfach festhält, was die gegenwart bereithält, was gegenwart ist.
hier jedenfalls ein paar „dehn-und streckübungen auf dem papier“ von einer dichterin, die ich bin. haha. normalerweise bleibt das nur bei mir, für mich behalte ich das, heute mache ich das mal anders. ihr dürft mitlesen, teilhaben, ein kleines bisschen habe ich es bearbeitet, so dass es für mich gut klingt. ich hoffe, es gefällt euch. ich hatte jedenfalls spaß dabei und daran.

I

die vögel singen
was sollten sie sonst auch tun
außer auf dem ast zu sitzen
und dort auszuruhn

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II

die vögel singen
vor allen dingen
früh im chor
uns allen etwas vor
schöne frühlingslieder
es fährt uns in die glieder
jedenfalls den wachen
die schon spaziergang machen
die vögel singen weiter
ohje das wird noch heiter
wenn das den tag so weiter geht
zeigt es dass es auch heiter geht

(dazu ein südwind nordwind weht)

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III

verzeihung dass ich petze
sie schreiben halbe sätze

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IV

was macht ein dichter ohne worte?
er isst ein stückchen apfeltorte.

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V

und vor dem fenster: dauerregen
der bringt ja bekanntlich segen
doch angesichts der wetterlage
bleibt präsent doch eine frage:
gut ein segen doch für wen
das muss man freilich erst verstehn
meint es den landwirt oder bauer
den dichter oder regenschauer

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IX

die menschen hab ich irgendwann verstanden
das kam mir unterwegs jedoch abhanden
nun ist mir diese spezies häufig
mit ihrer art sehr ungeläufig

© mp

X

das glück ist eine große nummer
das gegenteil: der große kummer
da gibt’s noch irgendwas dazwischen.
wenn die vom schicksal beides mischen.

© mp

Die Fliege

Heute Morgen nach dem Aufstehen spürte ich das unwiderstehliche Bedürfnis, meine neuen, am Vortag gekauften Stifte in die Hand zu nehmen, um das Zeichnen fortzusetzen, das mich nun seit zwei Monaten, fast ununterbrochen, begleitet. Ich hatte mich einige Tage zuvor an kleinen und großen Tieren versucht: Eine Fliege war dabei, ein Schmetterling, ein Marder, eine Maus, ein Hirsch, ein Adler und eine Löwin. Heute morgen in mir der Wunsch, das Zeichnen fortzusetzen. Ich kritzelte zuerst Blätter, dann Blumen und plötzlich wollte eine Fliege aufs Papier. Ich folgte diesem Impuls, begann mit den Augen, an denen sich der Rumpf anschloss, dann die Flügel und zuletzt die Beinchen. Strich für Strich, setzte sich die Fliege aufs Papier. Während ich zeichnete wurde mir klar, was hier geschah: Die Fliege, die ich vor ein paar Tagen gezeichnet hatte, wollte sich in Erinnerung bringen. Strich für Strich wuchs mir die Fliege aus der Hand. Bald sah sie aus wie eine Fliege, einzig der Kopf war nicht vollständig erinnert, aber doch als Kopf erkennbar. Ich fragte mich, ob mein Gehirn so funktioniert, (vielleicht auch das der anderen), dass wir, sobald wir etwas lernen, sich im Gehirn etwas abspeichert, das nach Bestätigung oder Vervollständigung sucht. Als wollte es wissen, ob das Abgespeicherte der Wahrheit entspricht. Durch das erneute Zeichnen, kann ich nun sagen, wo ich noch einmal hinschauen muss: In diesem Falle auf den Kopf der Fliege. Vielleicht heißt das Lernen: Wir sehen hin und sehen doch nicht alles. Doch je öfter wir hinsehen und je genauer, offener und konzentrierter, umso mehr können wir erkennen, wie dieses Betrachtete wirklich ist. Und wenn wir gelernt haben, wie es aussieht und beschaffen ist, müssen wir unseren Blick wieder entfernen, um dieses „Gewusste“ aus einem Abstand, einer stetigen Unwissenheit, trotz „Wissen“, immer wieder neu betrachten, immer wieder neu zu lernen und zu erkennen. Denn Veränderung wohnt allem inne, auch uns selbst. Die, die wir schauen, lernen und begreifen, sind heute nicht mehr die, die wir gestern waren. Auch wir sind jemand anders geworden, den wir auch immer wieder neu begreifen und erkennen können, so wir denn wollen und dazu bereit sind.

© mp

Ziel und Zweck

„Der eigentliche Zweck des Lernens ist nicht das Wissen, sondern das Handeln.“

Herbert Spencer (1820 – 1903)

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Spiegel.im.Spiegel.

„Nothing in life is to be feared, it is only to be understood.
Now is the time to understand more, so that we fear less.“

(Maria Sktodowska-Curie)

es.tun.

ich mach es – mich bewerben für das studium „literarisches schreiben“ am dll-institut in leipzig. gestern abend, während eines talks von der buchmesse, (den denis scheck moderierte), nahm ich all meine texte zur hand, – lyrik und prosa – und begann diese mit anderen augen zu betrachten. ich diskutierte mit mir, welche texte in frage kommen könnten für die bewerbung, welche nicht. dann entschied ich in kategorien ähnlich des schulnotenprinzips. jetzt stehen sechs ordner in meinem regal, bei denen ich gezielt zugreifen, auswählen und damit arbeiten kann. das macht es einfacher für mich. das macht es einfacher, die texte zu finden, die in frage kommen. wobei das letzte auswählen noch mal eine schwierigkeit für sich ist, aber ich freue mich schon sehr darauf. ich bin bereit dazu. das, was ich seit monaten vorbereitet hatte, habe ich gestern und auch heute abgearbeitet. das sammelsurium an papier gebändigt. mit etwa 500 papierseiten und einem usb-stick war ich aus dem copy-shop nach hause gegangen und da lag das papiermonster nun und das galt es zu bändigen. was ich tat. ganz ohne gewehr! die erste sortierung ist fertig und es fühlt sich richtig gut an! richtig gut! ich bin vielen menschen begegnet, die mir sagten, man dürfe texte nicht wegwerfen, geschriebenes nicht wegwerfen. ich habe ungefähr 60 – 80 texte weggeworfen und es fühlt sich richtig und richtig gut an. wie ballast abwerfen. jetzt habe ich das gefühl, dass ich einen guten überblick über meinen „textbestand“ habe. endlich. ein paar „frische“ texte sind noch auf meinem rechner, die noch ausgedruckt und ausgewertet gehören. das mache ich später. was genau eingeschickt werden darf, werde ich noch mal nachlesen, damit ich nicht zuviel und nicht zu wenig schicke und dann geht es in die nächste runde: texte von den ausgewählten auswählen und entscheiden, womit ich mich bewerben möchte. step by step. nur so geht veränderung. so geht es weiter. hoffentlich. ich freu mich drauf! es wäre so toll, würde ich einen der begehrten plätze bekommen. mit diesem studium liebäugle ich schon eine weile. das ist wirklich ein herzenswunsch von mir. keep your fingers crossed! thank you.

 

© mp