ein gedicht ist arbeit
von wolkenbeobachterin
ein gedicht ist arbeit. mehr oder weniger. arbeit ist es immer, ist die frage, was es kostet. also außer zeit. herzblut vielleicht. sich in etwas vertiefen, das innerlich oder äußerlich ist. es ist immer etwas, das etwas erfordert. dazu gehört nicht nur das sich-hinsetzen, es gehört dazu auch das aufstehen, innen. dies zu beschließen reicht aber noch nicht, man muss noch etwas mehr aufwand betreiben. so wie der sportler sich vorher dehnt und streckt, verhält es sich auch beim dichten. manchmal muss man erst mal die worte locker machen, oder ein thema. weil es vielleicht noch keines gibt. oder eines, das noch nicht greifbar ist. oder gerade nicht sein soll und stattdessen sucht man ein anderes. oder, indem man einfach festhält, was die gegenwart bereithält, was gegenwart ist.
hier jedenfalls ein paar „dehn-und streckübungen auf dem papier“ von einer dichterin, die ich bin. haha. normalerweise bleibt das nur bei mir, für mich behalte ich das, heute mache ich das mal anders. ihr dürft mitlesen, teilhaben, ein kleines bisschen habe ich es bearbeitet, so dass es für mich gut klingt. ich hoffe, es gefällt euch. ich hatte jedenfalls spaß dabei und daran.
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I
die vögel singen
was sollten sie sonst auch tun
außer auf dem ast zu sitzen
und dort auszuruhn
© mp
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II
die vögel singen
vor allen dingen
früh im chor
uns allen etwas vor
schöne frühlingslieder
es fährt uns in die glieder
jedenfalls den wachen
die schon spaziergang machen
die vögel singen weiter
ohje das wird noch heiter
wenn das den tag so weiter geht
zeigt es dass es auch heiter geht
(dazu ein südwind nordwind weht)
© mp
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III
verzeihung dass ich petze
sie schreiben halbe sätze
© mp
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IV
was macht ein dichter ohne worte?
er isst ein stückchen apfeltorte.
© mp
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V
und vor dem fenster: dauerregen
der bringt ja bekanntlich segen
doch angesichts der wetterlage
bleibt präsent doch eine frage:
gut ein segen doch für wen
das muss man freilich erst verstehn
meint es den landwirt oder bauer
den dichter oder regenschauer
© mp
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IX
die menschen hab ich irgendwann verstanden
das kam mir unterwegs jedoch abhanden
nun ist mir diese spezies häufig
mit ihrer art sehr ungeläufig
© mp
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X
das glück ist eine große nummer
das gegenteil: der große kummer
da gibt’s noch irgendwas dazwischen.
wenn die vom schicksal beides mischen.
© mp
IV ist besonders typisch für Denkpausen. Zumindest bei mir.
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kuchen ist wichtig! *lach*
ich denke, worte brauchen auch zeit.
ruhe. pausen. manche kommen erst,
nachdem man sie eine weile in ruhe
gelassen hat.
gute woche dir und danke für besuch
und kommentar!
liebe grüße, m.
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Ich fange auch oft an, Zeilen nieder zu schreiben. Manchmal klappt es mit dem sog. flow, aber manchmal muss man auch erst sacken lassen mit etlichen Pausen dazwischen.
Gute Woche auch Dir!
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ja, manchmal braucht es zwei stückchen apfelkuchen, um an die worte heranzukommen. 🙂
ich danke dir!
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Wunderbar beschrieben und ich liebe 4 und 9 🙂
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danke schön, lieber arno. ich fühle mich mit dir verbunden, denn zufälligerweise ist das bei mir ganz genauso. 🙂 ❤
wie geht es dir?
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Platt wie eine Briefmarke, aber das geht wieder vorbei und dann streue ich meine Interessen auch wieder breiter, hoffe ich doch sehr! Beste Grüße nach Berlin ❤
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oh, platt. dann wünsche ich dir, dass du dich erfreulich entfalten kannst. mach dir keinen stress, take your time.
einen schönen abend wünsche ich dir. liebe grüße zurück.
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Sehr schön geschrieben!
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danke schön.
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Das war schön, deine Gedanken nachzuverfolgen, sehr humorvoll 🙂
Nr. 9 ist mein absoluter Liebling und dann den mit der Apfeltorte (ohne Worte).
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das merke ich mir, die neun und die apfeltorte. 🙂 angenehm
zu wissen, dass ich mit 4 und 9 nicht allein, sondern in bester
gesellschaft bin. mit dir und arno. 🙂 danke schön.
schönen abend für dich.
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re as er ni ro 🙂
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tut mir leid, das verstehe ich nicht.
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Ich bezog mich auf deinen tollen Rehvers. Auf gut Deutsch heißt das da oben: Reh aß er nie roh. 😉
Es gibt ein bekanntes lautmalerisches Gedicht dazu, wo alle Wörter nur aus zwei Buchstaben bestehen. Leider fällt mir der Name des Dichters gerade nicht ein.
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das sagt mir gar nichts. könnte von ringelnatz sein. oder morgenstern vielleicht. oder jandl. oder … irgendwas mit roth …, den vornamen weiß ich gerade nicht. oder von busch, aber der hat, glaube ich, nicht solche spielereien in seinen texten veranstaltet.
das mit dem reh ist ein bisschen albern. und sicher nicht ausgereift, aber so ist das mit den aufwärm-und streckübungen in gedichtangelegenheiten, da ist so gut wie alles erlaubt. 🙂 freu mich, dass du dies klein-klamauk-werk magst, danke.
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Aber HALLOOOO, soooo toll geschrieben. Lass ja mehr raus für uns, ich bin begeistert! Daumen alle Beide hoch!!!
Dir alles Liebe von mir.
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echt, das gefällt dir? 🙂 danke. alles liebe auch für dich.
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Aber ja doch, Du hast es viel zu lange versteckt…
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bei den ersten musste ich denken an „das reh springt hoch, das reh springt weit. warum auch nicht? es hat ja zeit.“ sehr schöne gedichte. ich mag die ganz unterschiedlichen stile, auch wenn ich sonst eher eine freundin der prosa bin 🙂
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liebe paleica, irgendwie ist mir dein kommentar da durchgesaust, entschuldige.
ja, ich erinnere dein reh-gedicht, du hast es schon mal zitiert und da musste ich auch so darüber lachen und ich weiß gerade auch nicht, von wem es ist. 🙂
ja, prosa, das liegt dir sehr. ich lese dich immer sehr gerne.
hab ein schönes wochenende. liebe grüße und noch mal sorry, dass ich deinen kommentar noch nicht beantwortet hatte.
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echt, hab ich? das ist ja lustig. das ist halt eines der ganz wenigen, die ich auswendig kann und mir wohl für immer merken werde ^.^ seit ich ungefähr 12 bin oder so. schon lustig was so hängen bleibt 🙂
das macht gar nix, mir passiert das auch manchmal. und danke für deine lieben worte, das bedeutet mir viel!
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da sind ein paar feine Schmankerl dabei 🙂
Liebe Grüße
Ines
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schön, wenn du etwas schmunzeln konntest. danke. schönen abend dir.
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Deine Aufwärmtexte gefallen mir sehr, vor allem 4 und 9…
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vielen dank. lieber ernst.
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Apfelkuchen inspiriert 😊
Deine Gedichte sind sehr schön.
Meine Favoriten: III, IV und IX.
Gedichte schreiben ist so ziemlich das Schwierigste, finde ich. An manche Texten knabbere ich ein Jahr und mehr. Ich muss sie immer singen können, dann sind sie für mich perfekt.
Liebe Grüße, E.
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ja, ich stimme dir zu. gedichte schreiben sieht einfach aus, ist es aber nicht.
ja, an manchen texten sitzt man lange bzw. wieder und wieder, das kenne ich sehr gut.
singen, das ist interessant, was du schreibst. bei mir ist es der rhythmus, der mir gefallen muss, das ist ja so ähnlich. 🙂 singen … darüber denke ich noch mal nach. 🙂
liebe grüße zurück! m.
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