ameisen im kirschblütenhaufen

schreiben als antwort aufs schweigen

Tag: Schreiben

nahe

fernab von dir
schreibe ich
mich
fern von dir
mich
mir nah
schreibe ich
von ferne
und fühle
wie nahe
du mir bist

© mp

gewicht

wie schwer es ist
& was es braucht
ein gedicht
zu schreiben
spüre ich besonders
wenn ich keines
schreiben kann

© mp

gedanken zum malen, zeichnen und schreiben.

manchmal weiß ich nicht genau, ob ein bild fertig ist oder nicht.
in dem moment, wo es entsteht, entsteht es.
ich habe in dem moment, wo ich es male oder zeichne, kein anderes ziel,
als es zu malen oder zu zeichnen.
es ist nicht mal ein moment des wollens, das ist fast gänzlich abgelegt,
es ist mehr ein moment des handelns, des tuns, der aktivität.
ich bin gleichzeitig erschafferin und betrachterin von etwas,
das entsteht.
irgendwann gibt es den punkt, an dem ich das gefühl habe:
das war es,
mehr farbe muss nicht, mehr linien müssen nicht,
„ich hab es“,
so kann es bleiben,
dann lasse ich die farbe trocknen,
oder lege die zeichnung beiseite.
meist am nächsten tag weiß ich mehr über das bild.
ist es fertig? oder war es nur eine weitere stufe,
bis ich zu dem bild komme, was es sein will und soll?
manchmal denke ich über ein bild nach,
oder ich betrachte es nur, „fühle es“.
und dann gibt es oft einen impuls, der entweder lauten kann:
mehr farbe, oder: andere farbe, oder: übermale alles.
dann geht es wieder von vorne los.

das, was ich durch und über das malen lerne,
habe ich beim schreiben so nicht gelernt oder anders gelernt.
interessant ist auch, dass das, was ich woanders gelernt habe,
neu im kontext der malerei oder kunst lernen, oder besser gesagt:
mir übersetzen muss. es „der hand beibringen muss“,
in die sprache der hand übersetzen.
die prozesshaftigkeit des entstehens, empfinde ich beim malen
und zeichnen deutlicher als beim schreiben.
auch diesen punkt, diese empfindung, wann etwas gut ist oder nicht,
das fällt mir wesentlich leichter beim malen und zeichnen,
als beim schreiben.
und doch profitiert das eine vom anderen. und darüber hinaus
profitiere ich von allem.

© mp

raus

die worte tragen masken
flüsternd gehen sie
durch ungeschriebene
gedichte
irgendwo fällt ein stein
eine schneeflocke
irgendwo stürzt ein leben
krachend zu boden
jemand sieht auf
gott wo bist du
im hintergrund
antwortet youtube
mit einem algorhythmus
niemand wippt mit dem fuß
es ist sonntag
sonntag
schon wieder sonntag
schon wieder montag
schon wieder dienstag
es ist schon wieder
leben
die worte tragen masken
flüsternd gehen sie
durch unbeschriebene tage

© mp

vorübergehend

bisweilen erscheint einem manches absurd. so ergeht es mir gerade und bezieht sich auf das bloggen, das leben, das schreiben, das malen, das zeichnen, das sprechen, neujahrswünsche. als wäre alles ein stück von mir weggerückt sehe ich es und denke: wofür ist das denn gut? und finde keine antwort, jedenfalls keine, die sagt: mach weiter so. eher: ich muss weiter, aber anders. und wie und wohin? wird sich zeigen. nun könnte man annehmen, dass man dem, was einem absurd erscheint, also nicht mehr folgt, das, was einem absurd erscheint aufgibt, sein lässt, doch dem ist nicht so, zumindest nicht in meinem fall, doch die frequenz und intensität mit der ich es tue, hat sich verändert. ich folge meinem empfinden und staune darüber, was der kopf mir alles erzählen will, welche gedanken er mir auftischt. dem kopf darf man nicht alles glauben, sowieso.

(tagebuchnotizen, januar 2020)

Malen und Schreiben

Kafka hat auch gezeichnet. Daran muss ich oft denken. Ich mag die minimalistischen Bilder, die er angefertigt hat. Beim Malen ist manches gleich, manches anders, als beim Schreiben: So wie ein Wort einen Satz ruinieren kann, entscheidet jede Linie, die ich mit dem Stift aufs Papier ziehe, ob mein Bild gelungen oder misslungen ist, ob es detaillierter, tiefer in der Wirkung oder überladen ist, ob es zu viel Zeichnung oder falsche Proportionen hat, ob es „getroffen“ ist oder dran vorbei. So übe ich mich gleichzeitig im Sehen, während ich zeichne. Übermittle, was ich erkannt habe, vom Auge an die Hand. Sehe, wie sich mein Motiv auf dem Papier entwickelt, ob die Hand verstanden hat, was Auge und Kopf meinten. Immer wieder lege ich Pausen ein, halte das Skizzenbuch etwas weiter weg, bevor ich weiter zeichne. Sorgsam führe ich den Stift, während ich das Motiv wieder und wieder betrachte, riskiere eine Linie, behutsam, schnell, wie es will, einen Strich, einen Punkt, Linien, Kringel, Kreise. Manchmal Seufzer mittendrin: „Ah, der war zu viel! Nun habe ich es ruiniert! Sofort sehe ich es. Anders als beim Schreiben ist sofort erkennbar, wo etwas gut getroffen ist, wo etwas gelungen ist, oder wo etwas auf dem Papier zu viel, zu groß, zu klein, zu breit, zu schmal, zu schwarz ist. Ob die Nase zu lang, das Ohr zu schief, die Augenbrauen sind, wie die des Modells, die Lippen, der Bart. Muss ich jede Falte, jede Form übernehmen? Wie viel Freiheit nehme ich mir beim Zeichnen bei „meiner Version des Modells“? Schließlich will ich nicht fotografieren, sondern eine Zeichnung anfertigen. Wie möchte ich umsetzen, was ich sehe? Kann ich es schon? Welche Farben will ich verwenden, welche Technik ausprobieren? Muss das Ergebnis Ähnlichkeit haben mit dem Original, muss es erkennbar sein? Ich übe und kann im Skizzenbuch sehen, dass ich im Verlauf dieser Woche schon kleine Fortschritte gemacht habe, dass manche Erkenntnis verinnerlicht die Umsetzung auf dem Papier noch sucht, manche schon angekommen ist, doch das heißt noch nicht viel: Beim nächsten Bild fange ich wieder von vorne an, aber vielleicht doch nicht ganz von vorn. Jedes Bild ist weiteres Üben und Lernen, so wie jeder geschriebene Text, wie jedes Gedicht, auch. Es ist eine Annäherung an die Realität oder Phantasie, an ein Gefühl, eine Stimmung, Erfahrung, Idee, an ein Objekt oder Subjekt, an einen Moment oder eine Geschichte. Es ist der Versuch, auf unterschiedliche Art und Weise, nämlich Sprache oder Farbe, etwas Neues von Innen nach Außen, also in die Welt zu bringen. Wiederholen heißt lernen und so, wie man lernen muss zu schreiben, immer wieder dieselben Spazierstöcke aufs Papier malt, bis die Hand locker genug ist, dass man ein m oder n schreiben kann, so gilt das mit dem Wiederholen auch fürs literarische Schreiben und auch fürs Malen. Es entwickelt sich, indem man es tut.

© mp

23.696

Hallo Ihr Lieben, der November ist der Nanowrimo-Monat. Sagt Euch nix? Also: Jedes Jahr im November schreibt man, mit Menschen aus der ganzen Welt, innerhalb von 4 Wochen, an einem eigenen Roman, und zwar ist das Ziel: 50.000 Worte in diesen vier Wochen. Diese geschriebene Fassung wird natürlich nur eine erste sein, da Romane bekanntlich (wie andere Texte auch) Überarbeitung brauchen. Jedenfalls – am 01. November ist der Nanowrimo gestartet und bislang bin ich bei 23.696 Worten (Stand: Gestern Abend). Es ist eine spannende Reise, dieses Schreiben auf Zeit, es macht viel Spaß, zwischendurch habe ich einen Tag Ruhepause eingelegt. Es ist jedes Mal so, dass ich eine Menge lerne während dieses Prozesses. Schreibt noch jemand mit?  Wie sind Eure Erfahrungen? Wie kommt Ihr voran?

Akzeptanz der Stille

Manchmal gibt es nichts zu sagen, da gibt es dann auch nichts zu schreiben. Das ist zu akzeptieren. Die Stille dient der Erholung, Reflexion und inneren Sammlung. Wie der Körper Schlaf braucht, um wieder gestärkt in den Tag zu gehen, verhält es sich auch mit dem Geist und der Kreativität. Man darf nichts erzwingen.

© mp

Ein ausgeschlafener Text

Dieser Text. Er ist gelassen, mault nicht, klagt nicht. Er hat die Ruhe weg. Während andere Texte sich in Papierkörbe stürzen, sitzt dieser Text einfach entspannt da. Er hat eine Blume im Haar, ist friedlich und freundlich, hat sich die Haare gewaschen und ist früher als sonst aufgestanden. Er hat niemanden angerufen und in keinem Lexikon geblättert, aber in zwei Gedichtbänden hat er gelesen, die seine inneren Buchstaben und Worte berührt und bewegt haben. Kurt Aebli und Lydia Daher. Mit poetischen Gedanken war der Text am Abend zuvor eingeschlummert, hatte himmelblau und wolkenschön geträumt und als er am Morgen erwachte, rieb er alle harten Worte aus den Sätzen, schob die Müdigkeit beiseite, zog ein paar zarte Worte hervor und begann sich aufzuschreiben. Es war ihm noch etwas verträumt zumute. Es war, als liefen die Worte auf einer Wattespur. Der Text sah zum Himmel, sah die Sonne und nickte. Dann ging er zum See, hielt einen Fuß ins Wasser, sagte: “Brrrrr”. Das Wasser platschte. „Heute werde ich nicht schwimmen“, dachte der Text. Er ging zurück nach Hause, legte sich gemütlich ins Bett und wärmte sich die Füße. Er knipste das Licht aus und dachte an Gedichte. „Vielleicht werde ich mal eins werden?“ Ach, es hatte ja alles seine Zeit. Der Text war einfach entspannt, kuschelte sich in eine warme Decke, schloss die Augen und schlief ein. Am nächsten Morgen streckte er sich und machte eine halbe Stunde lang Yoga. Danach ließ er sich lesen und lächelte.

© mp

Die Kritiker nehmen eine Kartoffel, schneiden sie zurecht, bis sie die Form einer Birne hat. Dann beißen sie hinein und sagen: „Schmeckt gar nicht wie Birne.“

(Max Frisch)

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Wenn du nicht sagst, was du auf dem Herzen hast, wozu dann überhaupt schreiben?

(Jack Kerouac)

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es.tun.

ich mach es – mich bewerben für das studium „literarisches schreiben“ am dll-institut in leipzig. gestern abend, während eines talks von der buchmesse, (den denis scheck moderierte), nahm ich all meine texte zur hand, – lyrik und prosa – und begann diese mit anderen augen zu betrachten. ich diskutierte mit mir, welche texte in frage kommen könnten für die bewerbung, welche nicht. dann entschied ich in kategorien ähnlich des schulnotenprinzips. jetzt stehen sechs ordner in meinem regal, bei denen ich gezielt zugreifen, auswählen und damit arbeiten kann. das macht es einfacher für mich. das macht es einfacher, die texte zu finden, die in frage kommen. wobei das letzte auswählen noch mal eine schwierigkeit für sich ist, aber ich freue mich schon sehr darauf. ich bin bereit dazu. das, was ich seit monaten vorbereitet hatte, habe ich gestern und auch heute abgearbeitet. das sammelsurium an papier gebändigt. mit etwa 500 papierseiten und einem usb-stick war ich aus dem copy-shop nach hause gegangen und da lag das papiermonster nun und das galt es zu bändigen. was ich tat. ganz ohne gewehr! die erste sortierung ist fertig und es fühlt sich richtig gut an! richtig gut! ich bin vielen menschen begegnet, die mir sagten, man dürfe texte nicht wegwerfen, geschriebenes nicht wegwerfen. ich habe ungefähr 60 – 80 texte weggeworfen und es fühlt sich richtig und richtig gut an. wie ballast abwerfen. jetzt habe ich das gefühl, dass ich einen guten überblick über meinen „textbestand“ habe. endlich. ein paar „frische“ texte sind noch auf meinem rechner, die noch ausgedruckt und ausgewertet gehören. das mache ich später. was genau eingeschickt werden darf, werde ich noch mal nachlesen, damit ich nicht zuviel und nicht zu wenig schicke und dann geht es in die nächste runde: texte von den ausgewählten auswählen und entscheiden, womit ich mich bewerben möchte. step by step. nur so geht veränderung. so geht es weiter. hoffentlich. ich freu mich drauf! es wäre so toll, würde ich einen der begehrten plätze bekommen. mit diesem studium liebäugle ich schon eine weile. das ist wirklich ein herzenswunsch von mir. keep your fingers crossed! thank you.

 

© mp