es ist herbst geworden.
von wolkenbeobachterin
es ist herbst geworden. irgendwie. die zeit hat es nicht gekümmert, wie bekümmert so mancher war, so manches war und ist. es ist herbst. und geworden ist nicht viel und doch. still ist es geworden. hinter den masken. in den städten. in den straßen. maskierte menschen. stille. schweigen. dazwischen das geräusch gelesener kreditkarten. ec-karten. bsss. bsss. bargeld klimpert seltener. alles menschliche, was zuvor gut war. alles, was die gesellschaft zusammen hielt, die kontakte am leben hielt – ist nun verboten. weniger kontakte. beschränkung, hier und da. bei den alten, bei den kleinen. in den diskotheken. arbeitsplätzen, museen, kinos, restaurants.
es ist herbst geworden. irgendwie hat sich jemand gekümmert, den etwas anderes nicht gekümmert hat. manche sind gesprungen. hinein in die statistik. andere laufen immer noch verwüstet hin und her mit ihren masken auf den gesichtern. dahinter: gesichter, von der angst verstellt. vor der angst vor dem tod. vor der angst vor dem virus. vor der angst der ansteckung. es hat die köpfe in brand gesetzt. die gedanken sind bis zur unkenntlichkeit enstellt. es wird nicht mehr ruhig gesprochen, nur noch gebrüllt. geschimpft. geschrieen. mit dem finger gezeigt. setz deine maske auf! demonstriere nicht! lass dich manipulieren! jawohl, manipulieren. die angst sitzt überall.
es ist herbst geworden. irgendwie sehen die blätter noch normal aus. die bäume. die blumen. das gemüse, das obst. die jahreszeit passt zur jahreszeit. das wetter ist entsprechend, es ist kalt geworden in den straßen. es ist kalt geworden in den köpfen. es leuchtet nicht mehr. es leichtet nicht mehr. alles ist schwer.
es ist herbst geworden. irgendwie hat die zeit nicht belohnt. die maßnahmen lesen sich wie ein protokoll des scheiterns. nichts, das hilft. die ausgeschaltet, die nichts dafür können. ausgeschaltet. alle sollen gleich aufeinander aufpassen. und jeder soll den anderen verraten was richtig ist. doch was ist wahr, was stimmt, was stimmt nicht? die verwirrung läuft durch die sprache. die menschen gehen auf die straße. hintenrum. vorneweg. zweifel und sorgen. mit wem kann man darüber sprechen?
es ist herbst geworden. der dunkelste herbst seit jahren. menschen sterben. städte sterben. das virus stirbt nicht aus. argumente. gründe, die gefunden werden. es richtig zu machen. zu richten. zu berichten: die zahlen gehen runter. aufatmen. dann, einen tag später, die zahlen gehen wieder rauf. es gibt immer noch genug zahlen, um irgendwas durchzudrücken. es drückt auf die stimmung.
es ist herbst geworden. irgendwie liegen blätter auf der welt. wer hat sie beschrieben. wer liest sie richtig. wer und was bestimmt die richtung? und dieses virus. und diese politiker. und diese informationen. und dieser herbst. nichts ist klar und es ist herbst. alles ist so dunkel.
© mp
tagebuchnotizen, 22.11.2020
Es ist Herbst geworden.
Danke für deine Zeilen, so eindrücklich und klar.
Man möchte eine Decke reichen zum Einkuscheln.
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danke liebe nati. ich freu mich über deine zeilen. vor dem posten dachte ich: soll ich oder soll ich nicht? ist kein einfaches thema, nicht? the elephant in the room.
einen kuscheligen abend wünsche ich dir.
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Finde ich gut dass du es veröffentlicht hast.
Es zeigt mir einen klaren und realistischen Blick auf dieses Thema.
Nicht einfach, ja stimmt.
Danke dir liebe Wolke, hab du es auch gemütlich.
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danke schön, liebe nati.
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Wer es noch nicht so wahrhaben wollte, nach dem Lesen deines Beitrages weiß, es ist Herbst.
Gefällt mir sehr.
Herzlich, Edith
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ich habs sicherheitshalber noch in den titel gesetzt, damit es niemand überliest. 🙂
danke dir, liebe edith. ich wusste nicht, ob das ein scherz deinerseits war und ein hinweis, dass es dir zu oft im text ist. wie dem auch sei – danke dir. und einen schönen abend. m.
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Du Liebe, es war nicht als Scherz gemeint. Es sollte sogar ein Lob sein. Du hast es soooo gut herausgearbeitet, ich war begeistert. Und, entschuldige, auf den Titel hab ich gar nicht geschaut, hab einfach losgelesen… wenn ich auch nicht oft schreibe, ich lese immer..
Also, nicht bös verstehen….
Liebe Grüße von mir zu dir.
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gut zu wissen, liebe edith. ich habe mal einen anderen text geschrieben, wo ich einen bestimmten satz auch immer wieder wiederholt habe und manche leute fanden das zu viel. daran habe ich mich erinnert, als ich deinen kommentar las und nicht wusste, meint sie das nun ironisch oder so, wie sie es sagt.
danke dir fürs auf-/erklären und liebevolle rückmelden. hab es nicht als böse verstanden, ich habe mir über die zeit angewöhnt einfach mal nachzufragen, wenn ich mir unsicher bin, wie etwas gemeint ist.
danke fürs lesen und deinen lobenden kommentar, hab mich sehr gefreut.
einen schönen abend dir, liebe grüße aus berlin
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Du, das ist eine gute Idee, nachzufragen. Ich sollte dies auch so ab und zu machen..
Aber weißt du, ich bin in einem Alter, in dem ich nun mehr für mich schreibe, es mit anderen teile, weils eben möglich ist. Ich weiß, das ist ein wenig schräg, aber mir wird immer mehr bewusst, dass ich, egal, was ich schreibe, die Welt nicht ändern kann. Es ist einfach so. Wenn ich damit erfreue, dann freut es mich, wenn nicht, dann nehme ich das eben hin.
Was mir wichtig ist, viel zu lesen bei anderen, weil ich dann weiß, sie denken ähnlich, teilen mein Denken….
Auf deine Texte freue ich mich immer. Mir scheint jedesmal, es sprudelt nur so aus dir heraus, lächel…DANKE, du Liebe….
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ja, nachfragen erhöht in den meisten fällen das verständnis und verstehen.
ich denke, das schreiben und worte kann/können viel. gerade jetzt und überhaupt. wir sind umgeben von worten. unsere eigenen, die worte der anderen.
ich lese auch viel, hier und dort. manchmal mehr, manchmal weniger. es geht nicht immer gleich viel rein. manchmal braucht es einfach regenerationszeit, verarbeitungszeit.
das, was man schreibt, muss ja nicht allen gefallen, dafür schreibt man ja auch nicht, oder? also ich jedenfalls nicht, wobei ich mich schon freue, wenn etwas gefällt oder anspricht oder bewegt. aber es geht mir nicht ums gefallenwollen, das meine ich.
danke für deine lieben worte zu meinen texten. ja, es gibt fast immer etwas, das „gefasst“ werden möchte, sei es malerisch/zeichnerisch, oder literarisch oder sonst wie man sich auch ausdrücken kann.
halt die ohren steif, liebe edith. und danke für deine gedanken. und keep on writing. 🙂 alles liebe.
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Danke, vielen Dank für deine Antwort. Sie bestätigt mein Denken – wir machen mit dem Schreiben nichts falsch. Gar nichts.
Bleiben wir die ‚Alten‘, sehen wir ein wenig auch im Schreiben die Erfüllung – für uns selbst, für andere.
Herzensgrüße von mir zu dir.
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Ich war mir auch erst nicht sicher wie Edith es meinte.
Ich finde die Wiederholung verleiht dem Text einen gewissen Rhythmus, was sehr schön ist. Behalte unbedingt deinen Stil bei, egal wie andere ihn finden. Wie Edith auch richtig schreibt, sie schreibt für sich. Warum sollte man seinen Stil ändern nur weil es andere meinen?!🙂
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ich bin da anders als du. ich schreibe vermutlich auch nicht aus derselben motivation heraus, wie du. also ich schreibe nicht nur für mich und irgendwie schon auch. aber ich schreibe auch nicht vornehmlich für andere. ich schreibe, weil ich schreiben muss. und ich teile (hier), weil ich (mich mit-)teilen möchte.
warum man seinen stil ändern sollte? weil er nicht gut ist zum beispiel. weil man sich verbessern kann zum beispiel. für mich gibt es viele gründe, einen text zu ändern oder auch nicht zu ändern.
es kommt immer auch darauf an, wer und wie etwas angemerkt wird.
es gibt etwas, das im hintergrund liegt sozusagen, nicht im verborgenen, das meine ich nicht. sondern das, was motivation ausmacht.
es gibt viele gründe einen text zu ändern und genauso viele ihn nicht zu ändern.
es grundsätzlich ausschließen? nein. also ich nicht.
ich möchte gerne irgendwann auch veröffentlichen bzw. veröffentlicht werden. da ist eine gewisse distanz zum text wichtig, was nicht immer leicht ist. und eine gewisse offenheit sich zu erhalten. und auch kritisch dem eigenen text gegenüber zu bleiben. was nicht bedeutet, ihn alle naselang zu ändern. manchmal vielleicht sogar überhaupt nicht.
liebe grüße und danke für deine gedanken.
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ein bedrückender Text, passgenau für die bedrückende Stimmung. Zum Glück ist der Himmel hier noch hell und klar, und so fühle ich, trotz aller Bedrückung, auch Freude. Allerdings zieht sich der klebrige Gedanken-Nebel immer sehr schnell wieder zusammen, wenn man nicht aufpasst. Da hilft nur: Gegenhalten! Alles Gute dir!
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liebe gerda, ja, es ist bisweilen bedrückend, aber das andere ist auch immer da. so kann man von hier nach dort und wieder von hier nach dort reisen (innerlich, das andere geht ja gerade kaum) und schauen, wie es beschaffen ist. auch man selbst.
auch alles gute für dich. liebe grüße und danke für deinen kommentar.
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❤
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ja, gern. 🙂 ❤ danke schön.
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Nachdenkliche und eindrucksvolle Zeilen, wie wahr. Liebe Grüße
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vielen dank. ich freue mich über deine gedanken und deinen kommentar. liebe grüße zurück.
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Ein eindrücklicher Text. Ja, wir müssen aktiv sein, um diese Zeit gut zu überstehen. Singen macht froh. Liebe Grüsse. Ernst
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ja, aktiv im innen (reflektierend) und im außen. in bewegung bleiben, offen bleiben, menschlich bleiben. auch aufmerksam und achtsam zu sein und zu bleiben.
danke für deine lieben worte. singen macht froh, ich singe in gedanken mit dir ein frohes lied. 🙂 liebe grüße!
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ich äußere mich hier noch und antworte auf eure kommentare. etwas geduld noch bitte. ich brauche noch etwas zeit. danke schon mal. liebe grüße
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so. erledigt. 🙂
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welch ein dunkler herbst.
ich übersah das bunte laub.
den schönen nebel.
die zuversichtlichen eichhörnchen.
das warme mittagslicht.
ich muss mich zusammenreißen.
zu sehen, vorwärts zu sehen, froh zu sein.
dankbar für den herbst.
lieben dank für deine herbstworte.
freitagabendgrüße
daniel
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lieber daniel, ich wußte, du bist auch ein dichter. 🙂
das erste gedicht, das ich von dir lese, also ein gedicht aus worten. ansonsten dichtest du ja mit deiner kamera. und ich bin immer wieder sehr angetan davon, wie du weißt.
was dein gedicht angeht – es ist manchmal ein reflex, auf traurigkeit und nachdenklichkeit mit trost zu reagieren. ich finde das schön. ich finde auch, dass traurigkeit und nachdenklichkeit unbedingt sein darf und manchmal sogar auch sein muss. und was noch sein muss: gedichte. 🙂
danke für deine gedanken. und für dein gedicht. und für die fotos. und für deinen besuch. jetzt ist es aber genug mit dem danken. *lach*
einen schönen ersten advent wünsche ich dir. liebe grüße!
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Ich glaube ja, das die einzigen Masken, die fallen, die der Gesellschaft sind, egal auf welcher Seite, seitdem Corona Einzug gehalten hat. Es hätte aber auch eine ganz andere Krise sein können. Nun ist sie aber da.
Im März und April hatte ich Nächte, in denen ich nicht wusste, ob ich es schaffe. Man schreibt nicht einfach mal so einen Abschiedsbrief plus Testament, vor allem, wenn man das auch wirklich noch abschickt.
In der Zeit hat noch niemand Maske getragen. Schon da wurde ich geleugnet und belächelt. Und das war eigentlich die eigentliche Angst. Zu wissen, wenn man Hilfe braucht, nicht ernst genommen und ausgelacht zu werden. Sogar abgewiesen – wie das noch im März war. Das empfand ich zutiefst unmenschlich und setzt sich nun fort bei den Menschen, die Masken „kritisieren“, was deswegen Freundschaften gekostet hat.
Ich werde nicht manipuliert, denn dann müsste ja das, was mir passiert ist – eine Fata Morgana gewesen sein. Mir wird auch nicht die Freiheit durch eine Maske genommen, sondern durch Menschen, die das aus ideologischer Sicht leugnen, um ihren eigenen Willen durchzusetzen.
Und ich kritisiere die teils unlogischen Maßnahmen auch, aber ich nehme die Menschen ernst. Es ist einfach eine Scheiß Zeit und ich hoffe, das wir irgendwann wieder in den Normal-Modus kommen werden. Und das ein Dialog wieder möglich wird. Annäherung, Wärme. Der Winter wird hart. Und kalt.
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ja, gehört werden ist schon sehr wichtig, das sehe ich auch so.
du hast sehr viel stärke und selbstdisziplin bewiesen, dass du diese schwere zeit überstanden und durchgestanden hast. da kannst du dir auf die schulter klopfen. es ist alles gerade nicht so einfach, das empfinde ich auch so.
ich hoffe mit dir, dass wir durch diese, zeit kommen und irgendwann wieder perspektivisch mehr luft und raum da ist, für gespräche, rausgehen, zu reden und überhaupt wieder ein befreiteres leben zu leben.
alles gute dir und halt die ohren steif.
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„Still ist es geworden hinter den Masken“ – ein Satz der sehr viel Tiefe hat und bei den mir zig Gedanken kommen … Ich habe dich für den Outstanding Blogger Award nominiert und würde mich freuen, wenn du mitmachst.
https://purplenotes.blog/2020/11/30/the-outstanding-blogger-award/
Alles Liebe, Rox
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danke schön für deinen lieben kommentar. ich freue mich, dass du mit meinen worten etwas anfangen kannst. und danke auch für die nominierung. ich schau mal, ob, wann und wie ich da mitmache. danke dir und ein schönes wochenende.
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ein sternchen für den text und auch ein <3, auch wenn alles düster ist, du beschreibst es so wunderbar und mitreißend, danke für den text, für das mitfühlen können und das gefühl, dass du worte gefunden hast die ich nicht hätte finden können.
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danke schön, liebe paleica. ich freue mich, wenn ein paar gedanken daraus irgendwie hilfreich, wohltuend oder erhellend sind.
liebe grüße und ein ❤ für dich.
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